News

Volkshilfe: Armut verursacht Pflegebedürftigkeit

Hilfsorganisation fordert Valorisierung des Pflegegeldes - Für Hundstorfer Ausbau der Sachleistungen wichtig

Wien - Die Volkshilfe drängt anlässlich des "Europäischen Jahrs zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung" erneut auf Verbesserungen im Pflegebereich. Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger stellte am Dienstag eine von der Hilfsorganisation gemeinsam mit dem Sozialministerium erarbeitete Expertise vor, wonach Personen mit geringem Einkommen stärker von Krankheit und Pflegebedürftigkeit betroffen sind als jene mit höherem Einkommen. Gefordert wurde unter anderem erneut eine jährliche Valorisierung des Pflegegeldes.

Die Analyse von bereits vorliegenden Studien habe ergeben, dass einkommensschwache Personen gesundheitlich stärker vorbelastet seien als jene mit höherem Einkommen, so Fenninger. Auch hätten erstgenannte sowie Personen mit geringerer Bildung eine geringere Lebenserwartung. Auch auf den Pflegebedarf habe das Einkommen Auswirkungen: Männer unterer Einkommensschichten seien im Schnitt 2,2 Jahre und Frauen 2,8 Jahre länger gesundheitlich so sehr eingeschränkt, dass sie auf Pflege und Betreuung angewiesen sind.

Auch pflegende Angehörige von Armutsrisiko betroffen

Fenninger verwies auch darauf, dass das Pflegegeld nicht die Deckung aller Kosten der Betroffenen ermöglichen, sondern lediglich einen "Zuschuss" darstelle. Auch seien pflegende Angehörige vom Armutsrisiko betroffen. Vor allem Pflegebedürftige in stationären Einrichtungen könnten zum Großteil die Kosten nicht aus eigenen Mitteln bestreiten und würden in die Sozialhilfe abrutschen. Von den 70.000 Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen könnten nur 6.000 für die Kosten selbst aufkommen, alle übrigen würden Sozialhilfe beziehen (vorher wird das Vermögen der Betroffenen herangezogen, auch von der Pension bleibt nur ein kleines Taschengeld).

Die Volkshilfe fordert nun neben der Valorisierung des Pflegegeldes auch einen Ausbau der Unterstützung der pflegenden Angehörigen, "damit diese nicht aus der Arbeitswelt exkludiert werden". Außerdem sei ein Ausbau von "erschwinglichen Dienstleistungen" notwendig.

Hundstorfer für bundesweite Vereinheitlichung

Sozialminister Rudolf Hundstorfer erklärte in der anschließenden Diskussionsrunde, eine Valorisierung des Pflegegeldes alleine würde keine Lösung bringen. Vielmehr müsse man für einen Ausbau der Sachleistungen sorgen. Außerdem drängt der Ressortchef auf bundesweite Vereinheitlichungen - er verwies darauf, dass Zuzahlungen, etwa für mobile Krankenschwestern, in manchen Bundesländern 50 Prozent betragen würden, in andern aber nur fünf Prozent, bei gleicher Leistung.

Ein Anbot habe er den Ländern bereits unterbreitet: Der Bund könnte den Vollzug des Landespflegegeldes übernehmen - "das steht in Verhandlung". Es gelte nun, einen Weg zu finden, wie man den Ländern und Gemeinden zusätzliche Mittel zukommen lassen könne, um den zusätzlichen Aufwand an Sachleistungen abzudecken, so Hundstorfer.

(Quelle: derstandard.at, 2. November 2010)

Zurück