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Staatliche Förderung für Zukunftsvorsorge in Gefahr

Günter Geyer, Chef der Vienna Insurance Group empfiehlt, die staatlich geförderte Altersvorsorge ("Zukunftsvorsorge") möglichst wenig anzutasten. Er empfiehlt eine Verknüpfung mit einer privaten Pflegeversicherung.

Günter Geyer, Chef der Vienna Insurance Group (VIG), warnt vor dem Streichen der staatlichen Förderungen bei der Zukunftsvorsorge und einem damit einhergehenden Vertrauensverlust. Vorstellbar ist für ihn allenfalls eine Einbindung der privaten Pflegevorsorge im Rahmen der Zukunftsvorsorge.

Geyer zeigt zwar Verständnis für die Notwendigkeit der Budgetkonsolidierung, empfiehlt aber die staatlich geförderte Altersvorsorge ("Zukunftsvorsorge") möglichst wenig anzutasten. Es gebe offenbar Überlegungen nicht so sehr auf der Verwaltungsseite zu sparen, sondern bei Förderungen. Die Förderung im Rahmen der Zukunftsvorsorge (2010: 9,0 Prozent, maximal 240 Euro) schlage sich derzeit im Budget mit rund 100 Millionen Euro pro Jahr nieder. "Am liebsten wäre mir, man greift das gar nicht an", wünscht sich Geyer.

"Keine Änderung bei der Förderung"

Sollte die Zukunftsvorsorge doch reformiert werden, sollte es zu keinen Änderungen bei der Förderung kommen, gleichzeitig aber eine Verknüpfung mit einer privaten Pflegeversicherung geben. Im Gegenzug könnte etwa die derzeit noch geltende Sonderausgaben-Regelung zur Gänze gestrichen werden.

In Österreich gibt es derzeit mehr als 1,4 Millionen Zukunftsvorsorge-Verträge, davon sind mehr als 90 Prozent bei Versicherungen. Die durchschnittliche jährliche Einzahlung liegt bei rund 700 Euro.

Private Pflegeversicherung führt Schattendasein

Die private Pflegeversicherung führt in Österreich derzeit noch ein Schattendasein. Bei der VIG mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent sind gerade einmal 30.000 Verträge abgeschlossen worden. Eine Pflegeversicherung könnte für unter-30-Jährige um 5 bis 10 Euro abgeschlossen werden, also in einem Ausmaß der Kosten einer Schachtel Zigaretten, so Geyer. Mit einer Verstärkung der privaten Pflegevorsorge könnte die öffentliche Hand entlastet werden.

Beim Thema Spekulationen spricht sich Geyer für eine Besteuerung analog zur KESt aus, die auch Transaktionen Privater und nicht nur Wertpapiere, sondern auch Häuser und Grundstücke umfassen soll. Ausnahmen sollten nicht zugelassen werden, denn in diesem Fall könnte es wieder zu einem ideologischen Beigeschmack kommen.

Geyer zieht sich Mitte 2012 zurück

Geyer wird sich Mitte 2012 aus der Leitung des VIG-Konzerns zurückziehen, wie er heute im Klub der Wirtschaftspublizisten bekräftigte. Als Nachfolger vorgesehen ist an der Spitze der Konzern-Holding Peter Hagen, der bereits jetzt stellvertretender Generaldirektor ist. Chef der Wiener Städtischen Versicherung, die nach der heuer erfolgten Umstrukturierung als größte Einzelgesellschaft nur mehr in Österreich tätig ist, ist seit Sommer Robert Lasshofer.

Er habe sich vorgenommen, eine sehr vorausschauende und auch vom Konzern willkommene Überleitung zu schaffen, sagte Geyer. Sein Vertrag als Chef der börsenotierten Konzern-Holding Vienna Insurance Group läuft eigentlich bis Mitte 2013. Der 67-jährige Geyer steht seit Juli 2001 an der Konzern-Spitze und hat die Expansion nach Mittel- und Osteuropa vorangetrieben. 1974 trat der gebürtige Oberösterreicher in die Wiener Städtische Versicherung ein, ab 1988 war er Mitglied des Vorstandes.

(Quelle: diepresse.com, 12.10.2010)

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