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Sparbereitschaft sinkt, Lebensversicherung profitiert

Laut Geld-Studie der Erste Bank soll das Geldvermögen pro Österreicher bis 2015 um 14,4 Prozent steigen. Gleichzeitig wird weniger gespart – die Sparquote soll laut Prognosen um einen Prozentpunkt auf 8,1 Prozent sinken.

Im Jahr 2010 legten die Österreicher durchschnittlich 1.819 Euro pro Kopf auf die hohe Kante. Lebensversicherungen werden ihren Anteil an der Geldkapitalbildung leicht erhöhen.

Österreichs Wohlstand wird sich trotz Wirtschaftskrise in den nächsten fünf Jahren erhöhen. Dieses positive Bild zeichnet die aktuelle Geld-Studie von Macro-Consult im Auftrag der Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG. Das durchschnittliche Vermögen jedes Österreichers wird von derzeit 54.900 auf 62.800 Euro steigen. Das ist ein Plus von 14,4 Prozent oder 7.900 Euro.

Das Wachstum basiert laut Studie vor allem auf dem steigenden Einkommen der Österreicher. Gleichzeitig werde sich allerdings auch ein Rückgang bei der Sparbereitschaft zeigen. Die Sparquote wird von derzeit 9,1 Prozent auf 8,1 Prozent sinken, „wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird“, ruft Erste-Vorstandssprecher Dr. Thomas Uher zur Spargesinnung auf.

Derzeit legt jeder Österreicher jährlich 1.819 Euro oder 9,1 Prozent von seinem Einkommen auf die hohe Kante. 2005 waren es 1.742 Euro (9,7 Prozent). Und 2015 soll laut Prognosen der jährliche Sparbetrag trotz steigenden Einkommen bei 1.819 Euro und damit auf dem Niveau von 2010 bleiben.

Leichtes Wirtschaftswachstum

Die Studie geht davon aus, dass die österreichische Wirtschaft in den kommenden fünf Jahren (2011 – 2015) jährlich um 1,8 Prozent wachsen wird. Das Einkommen soll um 2,7 Prozent pro Jahr steigen. Die Inflation soll bei durchschnittlich 1,8 Prozent liegen. Zum Vergleich: Zwischen 2006 und 2010 ist Österreichs Wirtschaft durchschnittlich um 1,2 Prozent gewachsen, die Einkommen um 2,5 Prozent.

„Keine berauschende, aber eine durchwegs positive Basis, um für schlechtere Zeiten zu sparen, mit denen möglicherweise ab 2015 zu rechnen ist“, analysiert Macro-Consult-Chef Josef Christl.

„Die Studie geht in ihrem gesamtwirtschaftlichen Szenario von einem ‚typischen Konjunkturzyklus‘ mit einem Konjunkturhöhepunkt 2012 und einem darauf folgenden kontinuierlichen Abschwung bis 2015 aus, der dazu führt, dass die öffentlichen Defizite dann wieder relativ hoch sind“, erläutert Christl. „Daher werden dann neuerliche Konsolidierungs-Erfordernisse einsetzen.“

Positive Prognose bei Lebensversicherung

Laut Studie dürften sich trotz niedrigen Garantiezinses die Lebensversicherungen – nicht zuletzt wegen der relativen steuerlichen Besserstellung gegenüber Aktien und Investmentfonds – weiterhin entsprechend ihrem langfristigen Trend entwickeln. Sie dürften ihren Anteil an der privaten Geldkapitalbildung weiter leicht erhöhen.

Für die Entwicklung der Lebensversicherungen ergibt eine Modellprognose trotz aktuell niedriger Renditen bereits wie in der Vergangenheit einen relativ kontinuierlichen Anstieg von derzeit rund 68 Milliarden Euro auf 79 Milliarden Euro (2015).

Sparefroh Österreich

Österreich verfügt im Vergleich zum Euro-Raum und zur EU über eine traditionell höhere Sparquote. 2009 lag diese in Österreich noch bei 11,1 Prozent des verfügbaren Einkommens. In der Eurozone lag sie bei 9,6 Prozent und in der EU nur bei 7,9 Prozent.

„Ingesamt war in den Jahren vor der globalen Finanzkrise ein Anstieg der europäischen Sparquoten zu beobachten“, sagt Christl, „der mit der guten Einkommens-Entwicklung in diesen Jahren erklärbar ist.“ Mittlerweile hat in allen EU-Ländern ein krisenbedingter Rückgang eingesetzt, der in Österreich stärker ausgeprägt war als im übrigen Europa.

„Länder mit hohen Sparquoten haben gerade in Krisenzeiten den großen Vorteil, dass sie Budgetdefizite überwiegend über inländische Ersparnisse finanzieren können (Italien, Japan), während solche mit niedrigen Sparquoten – zum Beispiel Griechenland, Irland – auf die Auslandsfinanzierung angewiesen sind“, erklärt der Ökonom.

Investitionsquote sinkt

Ebenfalls rückläufig ist laut Prognose die Investitionsquote, das ist der Anteil der nominellen Brutto-Anlageinvestitionen am nominellen Brutto-Inlandsprodukt. Sie dürfte in den kommenden Jahren auf 20 Prozent fallen. Von 2000 bis 2010 lag sie zwischen 21 und 23 Prozent.

„Das hat durchaus mit der zurückgegangenen Spargesinnung zu tun. In der Wirtschaftspolitik ist Sparen mit den positiven Auswirkungen auf Investitions- und Innovationstätigkeit in den Hintergrund gerückt“, kommentiert Christl.

Krise gemeistert

„Österreich hat die globale Finanz- und Wirtschaftskrise gut gemeistert. Die öffentliche Hand hat zurecht in der Krise gegengesteuert“, betont Uher. Jetzt gelte es aber, die Spargesinnung zu stärken.

„Denn privates und öffentliches Sparen ist für die langfristige Wachstumsperspektive wichtig. Auch häufige Änderungen steuerlicher oder anderer Rahmenbedingungen sind kontraproduktiv für langfristiges Sparen“, so Uher.

Quelle: versicherungsjournal.at, 9.5.2011

Sparbereitschaft sinkt

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