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Sozialsystem: Studie bescheinigt Wien gutes Ergebnis

Im Vergleich mit fünf europäischen Großstädten schneidet Wiens Sozialsystem sehr gut ab. Das ergab eine von der Stadt in Auftrag gegebene Studie. Kritik gibt es hingegen bei der Behindertenhilfe und beim Spitalwesen.

Wiens Sozialsystem schneidet im Vergleich mit fünf anderen europäischen Großstädten sehr gut ab. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, die von der Stadt selbst in Auftrag gegeben wurde.

Die Bundeshauptstadt zeige trotz suboptimaler Rahmenbedingungen große Anstrengungen in Sachen soziale Absicherung. Sie schneide nach objektiven Kriterien sowie in der subjektiven Beurteilung der Bewohner sogar am besten ab, so die Conclusio der Studienautoren.

SP-Sozialstadträtin Sonja Wehsely sieht dennoch Handlungsbedarf in puncto Umgang mit älteren Behinderten, der Entlastung von Spitälern und bei der Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen.

Kein Erwartungsdruck durch die Stadt

Verglichen wurde Wien mit Brüssel, Hamburg, Lissabon, Prag und Stockholm. Vergleichbare Größe, geografische Verteilung und die Repräsentanz unterschiedlicher Sozialsystemtypen seien ausschlaggebend für die Städteauswahl gewesen, erläuterte Co-Autor Michael Fuchs. So stehe Stockholm für den sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaat, Wien, Hamburg und Brüssel für den konservativen, Lissabon für den südlichen und Prag für den postkommunistischen Typus.

Die Donaumetropole weise eine "sehr gute Performance und einen hohen Grad an eigenen Anstrengungen bzw. Investitionen für die gegenwärtige und zukünftige Entwicklung" auf, heißt es in der Studie. Sozialexperte Bernd Marin, ebenfalls an der Studie beteiligt, versicherte, es habe seitens der Stadt keinerlei Erwartungsdruck gegeben, was die Ergebnisse betrifft.

Man sei positiv überrascht gewesen, freie Hand und die Möglichkeit für kritische Bemerkungen gehabt zu haben. "Das ist die Antwort auf die Fiktion, die Wiener SPÖ richtet sich's immer schön", freute sich Wehsely.

Handlungsbedarf im Spitalswesen

Trotz der durchwegs positiven Ergebnisse - angefangen von der Sozial- über die Wohnungslosenhilfe bis hin zur Gesundheitsversorgung - orteten die Wissenschafter in einigen Teilbereichen Handlungsbedarf. So wurde etwa das Übermaß an stationärer Krankenhausversorgung kritisiert und der Ausbau der Behindertenhilfe auf über 65-Jährige gefordert.

In der Studie wurden mehrere Aspekte berücksichtigt: Untersucht wurde zunächst die Ausgangslage der unterschiedlichen Citys. Dabei wurden etwa die Höhe des Bruttoregionalprodukts, der Arbeitslosigkeit oder des Schuldenstandes erfasst. Hier liegt Wien nur an vierter Stelle hinter Stockholm, Brüssel und Prag.

Wien überzeugt durch "Gesamtperformance"

An zweiter Stelle liegt die Bundeshauptstadt hingegen bei den Anstrengungen der Stadtregierungen, um den Einwohnern hohe Lebensqualität und soziale Sicherheit zu bieten. Beispielsweise durch Investitionen in den Bereichen Infrastruktur, Bildung oder Kinderbetreuung. In diesem Sektor erreichte ebenfalls Stockholm die meisten Punkte.

Trotzdem kommt die schwedische Hauptstadt bei der Gesamtperformance nur auf Platz 4, während Wien hier als Sieger hervorgeht. Gemessen wurde dies einerseits durch Kriterien wie Indizes der Lebensqualität - Stichwort Mercer-Studie -, Umgang mit budgetären Ressourcen oder Anteil an Grün- und Erholungsraum, aber auch mittels Bürgerumfragen zur Zufriedenheit mit der Administration oder den Spitälern.

(Quelle: diepresse.com, 12.08.2010)

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