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So vergessen Sie auf die Frühpension

Österreicher gehen deutlich zu früh in Pension. Seit Jahren bewegt sich das tatsächliche Pensionsantrittsalter hierzulande kaum nach oben.

Im Schnitt wird bei uns mit 60, 9 Jahren in (Früh-)Pension gegangen. Zum Vergleich: In Irland und Schweden liegt das durchschnittliche Pensionsantrittsalter bei 64 Jahren. Auch die Differenz zum gesetzlichen Pensionsantrittsalter ist in Österreich deutlich höher als in anderen Ländern.

Lebenstraum. Was besonders auffällt, drückt sich im Ergebnis einer jüngst im Auftrag der Arbeiterkammer durchgeführten Studie aus: Jede(r) Vierte über 40 wünscht sich in die Pension und jeder Fünfte würde diese frühzeitige Erfüllung des "Frühpensions-Lebenstraums" mit entsprechenden Abschlägen akzeptieren. Finanzierbar ist all das auf Dauer nicht.

Schon gar nicht, wenn wir gleichzeitig - zum Glück meist bei recht guter Gesundheit - ein immer höheres Lebensalter erreichen können.

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist die Frage, welche psychischen und gesellschaftlichen Aspekte dem zugrunde liegen. Bringt in Österreich erst die (Früh-)Pension die Lebenserfüllung, wenn man - frei von der "Last der Arbeit" - endlich leben kann?

Zu viele scheinen das schon in relativ jungen Jahren so zu sehen. Ist es eine Art "Volksfaulheit" oder steckt doch etwas Anderes dahinter? Etwas, was vielen den vorhandenen Willen zu einer durch Arbeit erfüllten Lebensweise mehr und mehr austreibt?

Wertschätzung. Ob Arbeit eine Last ist oder primär positive Seiten fürs Leben hat, hängt wesentlich von den Arbeitsbedingungen ab. Schon vor Jahrzehnten hat Frederick Herzberg die grundlegende Unterscheidung zwischen Motivatoren und Hygienefaktoren getroffen. Letztere (faire Bezahlung, gute Arbeitsbedingungen, Sozialleistungen udgl.) müssen sein, damit Motivation besteht. Als Motivatoren nennt Herzberg Leistung, sichtbare Resultate, Erfolge, interessante Tätigkeiten, Verantwortung, Leistungs anerkennung, fachliche Weiterbildung und die Möglichkeit zur beruflichen Entwicklung. Das bedeutet, dass sich der Mensch an den Ergebnissen seiner Arbeit erfreuen, dafür Anerkennung und Wertschätz ung empfangen und seine Neugier nach eigener Weiterentwicklung leben können will.

Ist das der Fall und geht es auch noch fair zu, herrscht so viel Lebensfreude, dass eine Flucht in eine andere Lebensform - z. B. (Früh-)Pension - lange nicht in den Sinn kommt.

Und last, but not least: Wo die Menschen denen vertrauen, für die sie arbeiten; stolz sind auf das, was sie tun und Freude an der Zusammenarbeit mit anderen haben, sind die Menschen im Allgemeinen so gut drauf, dass sie weder aus gesundheitlichen noch aus sonstigen Gründen Anlass zur Flucht aus der Situation sehen - auch nicht zur Flucht in die Frühpension.

Quelle: wirtschaftsblatt.at, 03.02.2011

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