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Schwere Jugend, dafür sorgenfreies Alter

Ein Drittel der Österreicher macht sich Sorgen, wie sich das Leben im Alter gestalten wird - Die derzeitige Lage der Senioren wird rosig gesehen - Mögliche Änderungen werden kritisch betrachtet

Linz - Wer alt ist, der hat es gut. Auf diese einfache Formel lässt sich die Einschätzung der Bevölkerungsmehrheit bringen. Belegt wird das durch eine umfangreiche Befragung, die der Standard beim Linzer Market-Institut in Auftrag gegeben hat. Demnach sagen nur 31 Prozent, und hier vor allem sehr junge Befragte, dass es die alten Menschen in unserem Land besonders schwer hätten.

63 Prozent teilen die Meinung: "Die Alten haben es heute besonders gut, weil sie so sichere Pensionen und so viele Freiheiten haben wie nie zuvor."

Fragt man aber, wie es wohl den jungen Menschen geht, so sieht das Bild ganz anders aus. Da teilen 52 Prozent die Ansicht: "Die Jugend hat es heute besonders schwer, weil sie sich besonders anstrengen muss und dennoch nicht so viele Chancen hat." Besonders die jungen Menschen selbst, aber auch die Bewohner des ländlichen Raumes sowie die Anhänger von ÖVP und Grünen betrachten die Lage der Jugend eher pessimistisch. Nur 41 Prozent stützen die Gegenthese, dass es die Jugend besonders gut habe.

Seniorenpartei SPÖ

Und welche Partei setzt sich nun für welche Bevölkerungsgruppe ein? 54 Prozent nennen die SPÖ als eine Partei, die sich besonders für alte Menschen einsetzt, 42 Prozent nennen die ÖVP, 26 auch noch die FPÖ. Nur 22 Prozent sehen in den Grünen eine Partei für die Alten, 14 Prozent im BZÖ - da jede Partei und jede Gruppe einzeln abgefragt wurde, sind Mehrfachnennungen und Überschneidungen möglich. Dazu kommt, dass jeder dritte Befragte der SPÖ ein besonderes Engagement für Frühpensionisten zutraut.

Als Partei, die die Interessen der Jugend vertritt, wird die FPÖ praktisch ebenso stark gesehen wie die SPÖ - diesen beiden Parteien trauen 50 beziehungsweise 51 Prozent ein besonderes Engagement im Jugendbereich zu, den Grünen 42 Prozent, der ÖVP aber nur 34 Prozent, dem BZÖ gar nur 24 Prozent.

Die Erwartungen, die die Österreicherinnen und Österreicher an den eigenen Lebensabend haben, sind überwiegend positiv: 51 Prozent meinen, dass sie als älterer Mensch nicht viel anders leben würden als jetzt. 15 Prozent meinen sogar, dass es ihnen im Alter eher besser gehen würde als derzeit - eine Erwartung, die vor allem von jungen, höher gebildeten Befragten getragen wird.

Ein Drittel aber macht sich ernste Sorgen: 37 Prozent der Frauen und 29 Prozent der Männer vermuten, dass sie selbst es im Alter schwerer als jetzt haben werden - besonders ausgeprägt ist diese Sorge in der mittleren Altersgruppe zwischen 30 und 50, bei den Beziehern mittlerer Einkommen und Menschen mit niedriger Bildung.

Market fragte auch, welche Maßnahmen notwendig und sinnvoll wären, um die Probleme mit der Überalterung in den Griff zu bekommen, und welche wenig bringen und unterlassen werden sollten:

  • Pensionen nur an Menschen über 65 zahlen - diese radikale Durchsetzung des gesetzlichen Pensionsalters befürworten nur 20 Prozent - Männer, Akademiker und leitende Angestellte und Beamte sind überdurchschnittlich stark dafür. Aber 79 Prozent meinen: Finger weg von den Frühpensionen.
  • Pensionskürzungen sind das größte Tabu - sie werden von 95 Prozent abgelehnt.
  • Höhere Sozialversicherungsbeiträge werden von 24 Prozent befürwortet (besonders von Rot- und Grün-Wählern), aber von einer Dreiviertelmehrheit abgelehnt.
  • Neue Steuern, etwa auf Vermögen schmecken ebenfalls vor allem SPÖ- und Grün-Wählern - 52 Prozent der Bevölkerung sind aber dagegen, nur 45 dafür.
  • Gezielte Förderung, damit Mütter mehr Kinder bekommen, gefällt 60 Prozent, 37 Prozent meinen, das bringe nichts.
  • Ein eigenes Seniorenministerium betrachtet jeder dritte Befragte für sinnvoll (67 Prozent klar dagegen), eine eigene Seniorenpartei nur jeder Sechste.
  • Mehr Einwanderung nach Österreich zulassen - das ist nur für 18 Prozent eine Option, 81 Prozent sind dagegen - außer wenn es sich um Pflegepersonal handelt.

(Quelle: DER STANDARD, Printausgabe, 23./24.10.2010)

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