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Pflegeversicherung: Rechtzeitig einzahlen

400.000 Menschen sind in Österreich pflegebedürftig - nur 57.000 haben für den Ernstfall privat vorgesorgt!

Immer mehr Menschen sind im Alter auf fremde Hilfe angewiesen. FORMAT hat private Pflegeversicherungen unter die Lupe genommen und zeigt, wie viel sie kosten.

Alt werden kann sehr teuer sein – vor allem, wenn man fremde Hilfe braucht. Je nachdem, wie viel benötigt wird, können die Ausgaben für die Pflege schnell in astronomische Höhen klettern. Besonders teuer wird es, wenn die Betreuung von einem Seniorenstift übernommen wird. Pflegeheime kosten zwischen 3.000 und 7.000 Euro pro Monat. Wer kann das schon bezahlen? Zwar gibt es ein staatliches Pflegegeld, das je nach Hilfsbedarf zwischen 154 und 1.656 Euro ausmacht. Wenn aber Pension, Pflegegeld und Ersparnisse nicht ausreichen, um die Kosten zu decken, müssen Pensionisten in jenes Heim ziehen, in dem gerade ein Platz frei ist. Und wer will schon im Alter irgendwo untergebracht werden?

Wer sich im Alter Pflege nach Maß leisten möchte, kommt um eine rechtzeitige finanzielle Vorsorge nicht herum. Manfred Pfeffer, Experte für Pflegeversicherungen bei der Allianz: „Wenn man im Alter Geld flüssig hat, kann man auf die Wohnsituation Einfluss nehmen, bekommt hochwertigeres Essen und wird besser betreut.“ Angesichts des wachsenden Bedarfs – in Österreich sind bereits 400.000 Menschen pflegebedürftig – bieten neben der Allianz auch andere Assekuranzen spezielle Pflegeversicherungen an. FORMAT zeigt, was Pflege-Polizzen bringen, kosten und können.

Pflegeversicherung: ab 31Euro pro Monat

Trotz der zunehmenden Zahl an Pflegebedürftigen haben bisher nur 57.000
Österreicher für den Ernstfall vorgesorgt und eine private Pflegeversicherung abgeschlossen. Dabei ist der Schutz durchaus leistbar, wenn man bereits in jungen Jahren eine Pflegeversicherung abschließt. So kostet etwa eine Pflege-Polizze bei der Allianz für eine 30-jährige Frau 31 Euro pro Monat, eine 50-Jährige zahlt mit 65 Euro bereits mehr als das Doppelte. Dafür bekäme man 1.000 Euro monatlich zusätzlich ab Pflegestufe 5 und 700 Euro für die Pflegestufen 3 und 4 ausbezahlt. Achtung: Die Prämien der Anbieter sind nicht direkt vergleichbar, weil die Leistungen sehr unterschiedlich ausfallen. Ein individueller Vergleich von Prämie und Leistung ist unbedingt erforderlich.

Wichtig ist jedenfalls ein rechtzeitiger Abschluss. Josef Graf, Vorstand des Versicherungsmaklers EFM: „Meist denken Menschen erst im Alter von 50 Jahren über diese Form der Vorsorge nach. Dann haben Kunden aber oft bereits gesundheitliche Probleme und werden deswegen von den Assekuranzen abgelehnt.“ Voraussetzung für den Abschluss einer Pflegeversicherung ist nämlich ein Gesundheitscheck. Bei chronischen Erkrankungen stehen die Chancen auf einen Vertrag schlecht. Rauchen oder Übergewicht alleine sind in der Regel kein Ausschlussgrund. Frauen müssen hingegen mit einer höheren Prämie rechnen, schließlich leben sie länger. Schwindeln zahlt sich beim Gesundheitstest nicht aus. Allianz-Experte Pfeffer: „Wenn die Assekuranz draufkommt, dass eine wichtige Krankheit verschwiegen wurde, gilt das als Verletzung der Anzeigepflicht, und es muss keine Leistung erbracht werden.“

Option für später 

Um das Risiko einer späteren Ablehnung zu minimieren, bieten viele Assekuranzen eine Pflege-Option. Diese kann zusätzlich zu einer Lebens- oder Krankenversicherung abgeschlossen werden und kostet nur einen Bruchteil einer echten Pflegeversicherung. Zu einem späteren Zeitpunkt ist man dann berechtigt, die Polizze in eine Pflegeversicherung umzuwandeln.

Bei der Generali Versicherung muss ein 20-jähriger Mann für diesen Zusatzbaustein etwa vier Euro monatlich berappen. Emma Kovacs, Expertin für Pflegeversicherungen bei der Generali: „Eine Option läuft allerdings nicht lebenslänglich. Falls aber während der Laufzeit etwa ein Autounfall passiert, kann die Polizze sofort in eine Pflegeversicherung umgewandelt werden. Damit ist die Option bei uns so etwas wie eine Risikoabsicherung in jungen Jahren.“ Einziger Wermutstropfen: Wer im fortgeschrittenen Alter noch pumperlgesund ist, hat die Prämie für die
Option umsonst einbezahlt.

Dieser Umstand gilt allerdings für die meisten Pflegeversicherungen, wenn sie nie in Anspruch genommen werden. Es gibt jedoch Modelle, bei denen das Geld nicht verloren geht. So bekommen Kunden, die eine Uniqa-Polizze stornieren, das vorhandene Guthaben ausbezahlt. Außerdem kann bei der Uniqa auch mit der Prämienzahlung ausgesetzt werden, damit fällt zwar die künftige Pflegerente geringer aus, aber zumindest geht der Anspruch nicht verloren. Auch bei der Allianz bleibt der Anspruch auf Pflegegeld – wenn auch in reduzierter Höhe – im Stornofall erhalten.
Günstiger sind Prämien dann, wenn die Leistung erst ab Pflegestufe 3 oder 4 schlagend wird. Peter Kranz, Leiter der Krankenversicherung bei der Wiener Städtischen: „Das würde ich aber nur dann machen, wenn ich für Kleinigkeiten wie etwa tägliche Einkäufe auf Familienmitglieder zählen kann.“

(Quelle: FORMAT online, 7. August 2010)

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