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Pensionen: Ruf nach Zuckerbrot, Streit um Peitsche

Die Sozialpartner präsentierten Ideen, um das Pensionsantrittsalter anzuheben

Wien  - Da seien ja mehr Widersprüche als Übereinstimmungen verpackt: Etwas süffisant kommentiert Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) das Konvolut, das ihm die Sozialpartner diese Woche überreicht haben. Vertreter von Arbeitnehmern, Arbeitgebern und Senioren hatten ein Brainstorming veranstaltet, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen: die Anhebung des mit 58,2 Jahren außergewöhnlich niedrigen Pensionsantrittsalters.

Von einem gemeinsamen Konzept ist das Papier, das dem Standard vorliegt, weit entfernt, doch immerhin gab es bei einigen Ideen prinzipiellen Konsens. So sollen Firmen, die gesundheitlich angeschlagene Arbeitnehmer weiterbeschäftigen, mit Zuschüssen belohnt werden - ein Herzenswunsch der Wirtschaftskammer. Die Details sind wie bei vielen anderen Punkten noch unklar.

Strafen für Unternehmen, die Ältere ohne Gegenmaßnahmen in Arbeitslosigkeit oder Frühpension abschieben, sind hingegen umstritten. Die Arbeitgebervertreter legten ein Veto ein. Die Niederlande haben mit einem derartigen Bonus-Malus-System gute Erfahrungen gemacht: Der Zustrom zur Invaliditätspension soll sich um 15 Prozent verringert haben.

Konsens gibt es auch über neue Vermittlungsmethoden für gesundheitlich beeinträchtige Arbeitskräfte, die derzeit rasch in der Invaliditätspension landen. Haben diese die künftig vorgesehene Rehabilitation absolviert, sollen bei der Jobsuche auch Arbeitskräfteüberlasser privater und gemeinnütziger Natur in Aktion treten. Ziel laut Erfinder Industriellenvereinigung (IV): Ein Platz am regulären Arbeitsmarkt.

Ebenfalls auf Gegenliebe stößt die vom Seniorenrat gepushte Idee von "Senior-Pools". Arbeitnehmer über 40, die aus Gesundheitsgründen einen Jobwechsel anstreben, sollen ebenso Instrumente des Arbeitsmarktservices nutzen können wie Betriebe, die entsprechendes Personal suchen.

Welche dieser Ideen ihm gefällt, will Hundstorfer erst verraten, wenn die Sozialpartner ein fertiges Konzept vorgelegt haben. Das soll noch heuer passieren.

(Quelle: DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.5.2011)

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