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Krankenversicherung: Wie viel man wo bezahlt

In Zusammenhang mit der aktuellen „Mystery Shopping“-Erhebung verglich die Wiener Arbeiterkammer auch die Prämiengestaltung bei der privaten Kranken-Zusatzversicherung.

Zur Kritik an der Kostenentwicklung gesellt sich im Zusammenhang mit den Prämien jene an der Gestaltung von Zuschlägen und der unzureichenden Beratung.

Vier Testpersonen wurden im Auftrag der Arbeiterkammer Wien bei sieben Krankenversicherern wegen einer Kranken-Zusatzversicherung vorstellig – bei der Allianz Elementar Lebensversicherungs-AG, der Donau Versicherung AG Vienna Insurance Group, der Generali Versicherung AG, der Merkur Versicherung AG, dem Muki Versicherungsverein a. G., der Uniqa Personenversicherung AG und der Wiener Städtischen Versicherung AG Vienna Insurance Group (VersicherungsJournal 23.2.2011).

Alle Testpersonen hatten „Vorerkrankungen“. Laut der AK-Erhebung sind die Zuschläge, die die Krankenzusatzversicherer berechnen, äußerst unterschiedlich. Bei ein und derselben Person reicht die Bandbreite an Mehrprämie von 20 bis 70 Prozent (VersicherungsJournal 23.2.2011). „Es bleibt bisweilen unklar, wie es zu den Prämienzuschlägen kommt. Auch sie sollten dem Konsumenten gegenüber genau begründet werden“, fordert AK-Versicherungsexperte Mag. Christian Prantner.

Mangelhafte Beratung bei Prämien

„Auch die Beratungen hinsichtlich der Prämien waren mangelhaft“, kritisiert Prantner. Die Prämienhöhe sei natürlich Thema im Beratungsgespräch gewesen, allerdings habe niemand die Testpersonen darauf hingewiesen, dass sie aus verschiedenen Gründen steigen könnten.

Bei den Testern wäre in den Beratungsgesprächen sogar der Eindruck entstanden, dass die Prämien eher stabil bleiben würden. „Prämienerhöhungen dürfen nicht verschwiegen werden. In Beratungsgesprächen muss dem Kunden dargelegt werden, wann und warum es zu Verteuerungen bei Prämien kommen kann“, fordert Prantner.

Das sei auch insofern wichtig, als ja die Möglichkeit bestehe, dass sich Versicherungsnehmer für einen gleich bleibenden Tarif entscheiden, bei dem im Gegenzug die Leistungen in einem angemessenen Ausmaß reduziert würden.

Um – auch den Beratern – bei einem komplexen Produkt wie einer Krankenversicherung den Überblick zu erleichtern, fordert die Arbeiterkammer schon seit längerem verpflichtende, standardisierte und kurz gefasste Produkt-Informationsblätter (VersicherungsJournal 28.6.2010).

Klare Tarifunterschiede

Ermittelt wurden von der AK Wien im Zuge der Erhebung auch die Monatsprämien für den Krankenhauskostentarif ohne Selbstbehalt. Die Einstiegsprämien für ASVG-Versicherte wurden nach Mann und Frau aufgeschlüsselt und für die Altersgruppen 28 und 43 Jahre erhoben.

28-jährige Männer zahlen laut AK monatlich zwischen 77,84 Euro und 92,17 Euro. Der günstigste Anbieter ist laut diesem Vergleich Muki, am heftigsten schlägt der Tarif der Generali zu Buche. 28-jährige Frauen zahlen laut AK-Daten monatlich zwischen 91,13 Euro und 104,85 Euro Prämie. Den günstigsten Tarif habe Muki, den teuersten die Generali.

Prämienvergleich: Krankenhauskostentarif 1

Einstiegsprämien für den österreichweit gültigen Stationärtarif für ASVG-Versicherte, ohne Selbstbehalt, Monatsprämien in Euro, Stand 2010

Anbieter

Tarifbezeichnung

Frau, 28 Jahre

Mann, 28 Jahre

Allianz

N 3175

103,35

89,31

Donau

PA 610

102,91

90,89

Generali

SD 162

104,85

92,17

Merkur

MZG9/06

104,83

81,87

muki

SOE 1

91,13

77,84

Uniqa

QGX 9/2010

100,81

92,02

Wr. Städtische

PA 610

102,91

90,89

Quelle: Arbeiterkammer Wien

Für 43-jährige Männer beträgt die Prämie monatlich zwischen 136,45 Euro und 140,02 Euro. Die niedrigste Prämie bietet Muki, die höchste findet man bei der Allianz. 43-jährige Frauen müssen laut AK-Daten zwischen 147,16 Euro und 165,94 Euro pro Monat ausgeben. Auch hier ist der günstigste Anbieter Muki, am oberen Ende der Kostenskala steht laut diesem Vergleich die Allianz.

Prämienvergleich: Krankenhauskostentarif 2

Einstiegsprämien für den österreichweit gültigen Stationärtarif für ASVG-Versicherte, ohne Selbstbehalt, Monatsprämien in Euro, Stand 2010

Anbieter

Tarifbezeichnung

Frau, 43 Jahre

Mann, 43 Jahre

Allianz

N 3175

165,94

140,02

Donau

PA 610

154,27

137,37

Generali

SD 162

159,12

138,94

Merkur

MZG9/06

157,73

137,37

muki

SOE 1

147,16

136,45

Uniqa

QGX 9/2010

163,44

139,96

Wr. Städtische

PA 610

154,27

137,37

Quelle: Arbeiterkammer Wien

Plus 6,8 Prozent

Laut Prantner sind die Prämien seit 2006 teilweise deutlich in die Höhe gegangen. Das hätten die Erfahrungen aus den Beschwerden, die bei der AK eingingen, gezeigt. „In den Fällen, die wir uns in der AK-Beratung angesehen haben, liegen die Steigerungen zum Teil doch erheblich über dem Verbraucherpreisindex.“

Prantner präsentiert ein Fallbeispiel aus den Beratungen der AK, das die Prämienentwicklung eines begünstigten Ehepaartarifes betrifft. Die Prämie für den Krankenhauskostentarif mit Selbstbehalt habe 2005 für beide Ehepartner – Jahrgang 1941 – 203 Euro monatlich betragen. 2006 sei der Betrag um 5,9 Prozent auf 215 Euro gestiegen, ein Jahr später um 7,9 Prozent auf 232 Euro.

Von 2007 auf 2008 sei eine Steigerung um 7,8 Prozent hinzugekommen, das Ehepaar habe monatlich 250 Euro bezahlt. Im Folgejahr hätten sich die Kosten um weitere acht Prozent auf 270 Euro erhöht. Und 2010 habe die Prämie bereits 282 Euro pro Monat betragen. Diese Steigerungen seien allesamt deutlich über dem Verbraucherpreisindex gelegen.

Auch wenn dies natürlich ein Einzelfall sei, so deute er doch in die Richtung, über die sich Versicherungsnehmer von Kranken-Zusatzversicherungen in der AK-Beratung immer wieder beschweren würden, nämlich, dass die Prämienerhöhung über den Verbraucherpreisindex hinausgehe.

Zu wenig konkrete Informationen

Anhand dieses Beispiels erläutert Prantner den nächsten Kritikpunkt: „Wenn dann in einem Anpassungsbrief steht: ‚Aufgrund der Veränderungen der Preise im Gesundheitswesen, der allgemein häufigeren Inanspruchnahme von Leistungen und dem Anstieg der Lebenserwartung ist eine Tarifanpassung notwendig, um den Wert Ihrer Krankenversicherung zu erhalten’, dann meinen wir, dass dies zu wenig konkret ist.“

Dies gelte insbesondere angesichts der Tatsache, dass die Prämien in dem genannten Fall im Schnitt pro Jahr um beträchtliche 6,8 Prozent angehoben worden seien. „Wir hinterfragen nicht das Faktum, dass etwa die Krankenhauskosten gestiegen sind. Aber es ist nicht akzeptabel, wenn aus den Anpassungsschreiben nicht hervorgeht, warum genau die Prämie gestiegen ist.“

Prantner: „Es reicht nicht, pauschal auf alle möglichen Umstände hinzuweisen, die für den Versicherungsnehmer nicht nachvollziehbar sind.“ Im Übrigen sei manchmal nicht einmal der Prozentsatz erwähnt, um den erhöht wurde.

Quelle: versicherungsjournal.at, 24.3.2011

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