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Kosten für Pensionen "explodieren"

Experten erwarten viel höheren Bundeszuschuss bis 2060 als Hundstorfer - Sozialministerium glaubt an stärkeres Steigen des Pensionsantrittsalters

Wien - Die Kommission zur langfristigen Pensionssicherung und das Sozialministerium sind sich uneinig bezüglich der langfristigen Entwicklung der Pensionen. Die Kommission geht in ihrem Entwurf für den in ihrer Sitzung am nächsten Mittwoch zu beschließenden Bericht über die Entwicklung für die nächsten 50 Jahre davon aus, dass der Bundeszuschuss von derzeit 7,6 Milliarden auf 28,7 Milliarden Euro im Jahr 2060 explodieren wird. Gemessen an der Wirtschaftsleistung würde das eine Steigerung von 2,8 auf 4,5 Prozent des BIP bedeuten, zwischenzeitlich werden für das Jahr 2045 sogar 6,2 Prozent erwartet. Für das Sozialministerium sind diese Zahlen aber viel zu hoch gegriffen, nach Berechnungen des Ressorts werden sie nur auf 3,5 Prozent steigen und nie über die Vier-Prozent-Grenze hinausgehen.

Pensionsantrittsalter

Grund für diese unterschiedlichen Erwartungen sind divergierende Annahmen, die den Berechnungen zugrunde liegen. So gehen die Experten der Kommission davon aus, dass das tatsächliche Pensionsantrittsalter von derzeit etwa 58 Jahren im Durchschnitt auf etwas weniger als 60 im Jahr 2060 steigen wird. Das Sozialministerium erwartet hingegen, dass das Antrittsalter jedes Jahrzehnt um etwa ein Jahr und damit bis 2060 auf etwa 63 Jahre steigen wird. Das Ressort von Rudolf Hundstorfer (SPÖ) verweist auf gezielte Maßnahmen, um den Menschen ein längeres, gesundes Erwerbsleben zu ermöglichen. Damit sollten die Zahl der Berufsunfähigkeitspensionen deutlich gesenkt und das tatsächliche Antrittsalter nach hinten verschoben werden. Zudem werde das gesetzliche Pensionsantrittsalter der Frauen bis zum Jahr 2034 an jenes der Männer (65) angeglichen.

Unterschiedliche Einnahmen- und Ausgabenerwartungen

Damit ergeben sich auch unterschiedliche Erwartungen über die Zahl der künftigen Pensionen. Die Kommission geht in ihrem Entwurf davon aus, dass die Zahl der ausbezahlten Pensionen jährlich um rund ein Prozent steigen wird - dies würde ein Anwachsen von derzeit 2,19 Millionen Pensionsleistungen auf 3,62 Millionen im Jahr 2060 bedeuten. Das Sozialministerium erwartet hingegen in seinen Berechnungen um rund 400.000 Erwerbstätige mehr und damit im Jahr 2060 nicht 3,6 Millionen sondern nur 3,2 Millionen auszuzahlende Pensionen.

Tomandl: Mehr Mittel nötig

Theodor Tomandl, früher Leiter jetzt einfaches Mitglied der Pensionskommission, sagt im Ö1-Morgenjournal, der Bedarf werde steigen. Wenn sich an den Beitragssätzen nichts ändere, müsse der Bund mehr zuschießen.

Der wichtigste Faktor beim Finanzbedarf für die Pensionen ist die Produktivität, so Tomandl, also die Wirtschafts-Entwicklung und damit die Zahl der Beschäftigten die Pensionsbeiträge zahlen. Deshalb hat sich auch die jüngste Wirtschaftskrise negativ ausgewirkt. Auch die Verlängerung der Hacklerregelung habe sich ausgewirkt.

Allfällige Vorschläge was nun getan werden sollte, um die steigenden Pensionskosten in den Griff zu bekommen, seien derzeit sinnlos. Zwar sollten - laut Gesetz - diese Vorschläge im Herbst vorliegen, das sei aber ein unsinniger Termin, weil die genauen Budgetkürzungen erst im Dezember klar sein dürften. Damit würden die Grundlagen für die Vorschläge fehlen, sagt Theodor Tomandl. Mindestens drei Monate Arbeit für die Kommission seien nötig, ab Vorliegen des Budgets.

(Quelle: derstandard.at, 23. September 2010)

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