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Hundstorfer will Jugend-Ausbildungspflicht

Sozialminister: "Ausbildungsgarantie in Ausbildungspflicht verwandeln" - Entzug der Familienbeihilfe, Erschwerung der Anstellung unqualifizierter Jugendlicher möglich - Will Pensionskommission reformieren

Wien - Sozial- und Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) will in den nächsten Monaten die 2008 von der Regierung abgegebene "Ausbildungsgarantie" für Lehrlinge in eine "Ausbildungspflicht" verwandeln und schließt dabei auch Sanktionen nicht aus. Unternehmen sollten Jugendliche, die nicht in Ausbildung sind, nicht mehr so ohne weiteres anstellen dürfen, notfalls solle auch die Familienbeihilfe entzogen werden, sagte Hundstorfer am Sonntag in der ORF-"Pressestunde.

Rund 10.000 der 100.000 jungen Menschen, die jedes Jahr aus der Schulpflicht kommen, verrichten entweder gleich Hilfsarbeiten (rund 50 Prozent) oder sind weder am Arbeitsmarkt noch in einer Ausbildung auffindbar. "Meine Sorge sind die 10.000 Jugendlichen pro Jahrgang, weil die gehen in eine Generation ohne Zukunft."

Hundstorfer will es Unternehmen erschweren, 15-jährige ohne Qualifikation anzuheuern, damit würden "Jugendliche frühzeitig als Hilfskräfte abgestempelt". Wenn "alle Stricke reißen, ist auch die Frage der Familienbeihilfe anzusprechen." Er sei "dafür, dass wir uns diese Sanktion aufmachen". Es gebe schließlich auch eine Schulpflicht, sagte Hundstorfer. Es gehe ihm aber primär darum, für die Jugendlichen "Chancen und Angebote" zu schaffen.

Reform der Pensionskommission 

Die Pensionskommission wird reformiert. Hundstorfer kündigte einen "ernsthaften Dialog" in diese Richtung an. Auflösen wolle er die Kommission nicht, er präferiere jedoch eine "gewisse Verkleinerung" des derzeit 34 Personen umfassenden Gremiums. Zuletzt hatte sich die Pensionskommission in drei Anläufen auf keine konkreten Empfehlungen an die Politik einigen können. Der Vorsitzende des Gremiums, Bernhard Schwarz, meinte danach, man könnte eigentlich auch Papageien in die Kommission setzen.

In der Kommission sind sowohl Experten als auch Vertreter der Parteien und der Sozialpartner vertreten. Nur noch Fachleute zu entsenden, würde dem Sozialminister aber nicht gefallen. Er wolle die Mischung grundsätzlich beibehalten: "In der Mischung liegt die Würze."

Pensionsantrittsalter: Problem Invadilitätspension

Was die notwendige Anhebung des Pensionsalters angeht, verwies Hundstorfer einmal mehr auf das Problem der Invaliditätspension, die das Antrittsalter entscheidend senke. Da werde man mit Vorsorgeprogrammen anzusetzen versuchen, dass schon bei der ersten kranken Bandscheibe das Problem erkannt werde und nicht erst bei der fünften. Zudem müsse auch die Einstellung der Arbeitgeber geändert werden. Derzeit würden die Leute darauf hingetrimmt, beim erst möglichen Termin in den Ruhestand zu wechseln.

"Keine Nanosekunde" einen Zweifel hat Hundstorfer, dass die Regierung bis zum Ende der Legislaturperiode durchhält. Denn man habe ja auch bisher viel zusammengebracht, etwa dass der Privatkonsum nicht zusammengebrochen sei, dass es gute Handelszahlen gebe oder dass die Arbeitslosigkeit niedrig sei: "Das ist ja nicht Jux und Tollerei, das is a tolle Hack'n." 

Kritik der Opposition 

Der Ressortchef habe keinen Lösungsansatz, kritisierte FP-Seniorensprecher Werner Neubauer. Dass ein Drittel der Menschen in die invaliditätsbedingte Frühpension gehe und das Antrittsalter sowohl bei Männern als auch bei Frauen klar unter 60 Jahren liege, seien Alarmsignale, auf die man mit anderer Geschwindigkeit und Entschlossenheit reagieren müsse, als Hundstorfer dies offenbar vorhabe.

Grünen-Sozialsprecher Karl Öllinger vermisste ein klares Konzept zur Zukunft der Pensionsreformkommission: "Die Kommission verkleinern zu wollen, aber die Mischung beizubehalten wird schwer funktionieren." Die Seniorenvertreter hätten in dem Gremium nichts mehr verloren, spielten sie doch eine kontraproduktive Rolle.

BZÖ-Sozialsprecherin Ursula Haubner betonte, dass die Pensionskommission nicht nur verkleinert, sondern deren Aufgaben auch erweitert werden müssten.

Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl begrüßte, dass Hundstorfer Anreize für einen späteren Pensionsantritt setzen will und ortet akuten Handlungsbedarf: Es dürfe niemanden ein finanzieller Vorteil erwachsen, wenn er zum frühestmöglichen Zeitpunkt in Pension geht.

Lob für den Sozialminister kam von den roten Pensionisten. Hundstorfer werde "zu 200 Prozent" dabei unterstützt, die gesundheitsbedingten und arbeitslosigkeitsbedingten Frühpensionierungen zu bekämpfen, erklärte Pensionistenverbands-Präsident Karl Blecha.

Quelle: derstandard.at, 10.4.2011

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