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Geyer geht bereits 2012

VIG-Chef will verpflichtende Pflegeversicherung

Wien - Günter Geyer, Konzernchef der Vienna Insurance Group (VIG) und Vorstandschef des Vereins, dem 70 Prozent der VIG gehören, hat klare Vorstellungen, was seine berufliche Zukunft angeht: Sein Vertrag läuft zwar noch bis 2013. Aber mit der Hauptversammlung im Frühjahr 2012 will sich Geyer aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Sein Amt soll sein jetziger Stellvertreter Peter Hagen übernehmen. Im Vorstand des Vereins wolle er weiter bleiben sowie Aufsichtsratsvorsitzender bei diversen Töchtern wie Städtische oder Donau.

Der Versicherungsverein hat derzeit Verbindlichkeiten von 170 Mio. Euro. "Mit zwei Dividendenausschüttungen sind die aber getilgt", sagte Geyer am Dienstag vor Journalisten.

Geht es nach Geyer, so sollte es keine Änderung bei der staatlichen Prämie für die Zukunftsvorsorge geben, wenn zugleich verpflichtend eine Pflegeversicherung abgeschlossen werde. Im Gegenzug könnte, so Geyer, die Sonderausgabenregelung gestrichen werden. Im Zuge der Budgeteinsparungen wird die Reduktion der Förderung, die dem Staat jährlich 100 Mio. Euro kostet, überlegt.

Das Produkt Zukunftsvorsorge halten Experten verglichen mit dem Bausparen für "überfördert". Denn das Bausparen wird mit einer Prämie von 3,5 Prozent gefördert, die Zukunftsvorsorge mit neun Prozent. Zur höheren Förderung kommt noch eine höhere Bemessungsgrundlage, nämlich mehr als das Vierfache wie beim Bausparen. Würde der Staat die Zukunftsvorsorge analog zum Bausparen reduzieren, könnte man drei Viertel der Ausgaben von derzeit 100 Mio. Euro einsparen, sagen Experten.

Wohnbaugelder umleiten

Auf Ablehnung bei den Betroffenen stößt Geyer mit seinem Vorschlag, Geld der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften der Wissenschaft und Forschung zur Verfügung zu stellen. Gemeinnützige dürfen laut Obmann Karl Wurm maximal fünf Prozent des eingezahlten Eigenkapitals ausschütten. Laut Geyer könnten durch eine Erweiterung der Berechnungsbasis höhere Ausschüttungen zweckgebunden für Wissenschaft und Forschung zur Verfügung gestellt werden. Damit könnten höhere zweistellige Millionen-Euro-Beträge hereinkommen, so Geyer. Wurm reagiert ablehnend: Damit würde dem Wohnbau dringend notwendiges Geld entzogen. Er schlägt im Gegenzug vor, dass die Versicherer, die im Vorjahr einen Gewinn von 644 Mio. Euro machten, davon jährlich bis 2012 fünf Prozent für Forschung und Wissenschaft zur Verfügung stellen. Der Bund bekäme 100 Mio. Euro, auf die VIG entfielen 54 Mio. Euro. "Das wäre doch ein hervorragender Beitrag", betonte Wurm.

(Quelle: DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.10.2010)

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