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Gegenwind für private Vorsorge

Klassische Lebensversicherungen könnten teurer werden. Österreicher sparen im Vergleich wenig für die Rente.

Lebensversicherungen erfreuen sich in Österreich zwar relativ großer Beliebtheit. Im Vergleich mit anderen EU-Ländern fließt aber weniger Geld in diese Form der privaten Vorsorge. "Österreicher sind Vorsorgemuffel", stellt Klaus Pekarek, Vorstandschef der Raiffeisen Versicherung, fest.

Das Bewusstsein zur privaten Vorsorge sei aber da, verweist er auf eine Umfrage (siehe Artikelende). "Denn die Unfinanzierbarkeit der staatlichen Pensionssysteme scheint ohne Reformen unausweichlich", sagt Pekarek. Die Österreicher würden immer älter werden, allerdings nicht später in Pension gehen. "Wenn man nicht bald einschreitet, wird die Reform so radikal wie in Griechenland", zieht Versicherungsvorstand Martin Sardelic einen drastischen Vergleich. In dem Land kommen jetzt auf einen Pensionisten 1,7 Erwerbstätige (Österreich 1:2,7). Laut der Generalsekretärin des Sozialministeriums, Athina Dretta, werden bis 2015 die gesetzlichen Renten um 7 bis 15 Prozent gekürzt, vereinzelt sogar um 20 Prozent. Schon heute würden mehr als 60 Prozent der Griechen nur 700 bis 800 Euro Pension monatlich erhalten. Privat werde kaum vorgesorgt.

"Die staatliche Pension wird in Österreich die Basis bleiben", hält Sardelic fest. Die Lasten, die das System zu tragen habe, müssten aber mit der Stärkung der betrieblichen und der privaten Vorsorge besser verteilt werden. Helfen soll dabei der Ausbau der steuerlichen Absetzbarkeit.

Eigenkapital

Kontraproduktiv könnten sich jedoch neue internationale Regeln (Solvency II) für die Versicherungsbranche auswirken. Ähnlich wie Banken sollen auch Versicherungen künftig mehr Eigenkapital halten. "Das wird nicht ohne Wirkung auf Lebensversicherungen bleiben", warnt Pekarek. Insbesondere in der klassischen Lebensversicherung würden die umfangreichen Garantien mehr Eigenkapital erfordern. In dieser Form der Vorsorge wird größtenteils in festverzinslichen Wertpapieren veranlagt. Aktien spielen nur eine untergeordnete Rolle.

Noch könnten, so der Versicherungsboss, keine konkreten Folgen genannt werden, Studien seien am Laufen. "Teurer wird es aber auf jeden Fall." Einige Versicherer würden bereits überlegen, entweder Produkte ohne Garantie oder gar keine klassische Variante anzubieten.

"Solange es das Produkt noch gibt, sollten die derzeitigen Bedingungen genutzt werden", wirbt Pekarek. Denn für Neuverträge dürfte zudem auch der Garantiezins von 2,25 Prozent aufgrund der niedrigen Geldmarktzinsen bald abgesenkt werden.

Umfrage: Zu wenig Geld für Versicherung

Laut einer repräsentativen market-Umfrage im Auftrag der Raiffeisen Versicherung glauben 79 Prozent der Befragten, dass es in ein paar Jahren nicht mehr möglich sein wird, das derzeitige Pensionssystem aufrechtzuerhalten. Mithilfe einer Lebensversicherung sorgen zwei Drittel der Befragten vor, das Sparbuch bevorzugen 76, Bausparer 70 Prozent. Ein knappes Viertel der Befragten sorgt gar nicht vor.

Als Gründe werden zu wenig Geld (36 Prozent), das Vertrauen auf die gesetzliche Pension (21 Prozent) und das fehlende Vertrauen in private Maßnahmen (12 Prozent) genannt. 16 Prozent wollen das Geld lieber jetzt ausgeben.

(Quelle: kurier.at, 28.09.2010)

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