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Deutsche Jugend fürchtet Altersarmut

Eine Studie des Versicherers Heidelberger Leben zeigt: Junge Menschen haben vor allem Angst vor Altersarmut.

Wie denken junge Menschen in Deutschland über den gesellschaftlichen Wandel, das Aufbrechen traditioneller sozialer Bindungen, veränderte Normen und neue Freiheiten? Um diesen Fragen nachzukommen, hat das Zukunftsinstitut von Matthias Horx im Auftrag der Heidelberger Lebensversicherung AG den „Heidelberger Leben Trendmonitor“ erstellt. Im ersten Schritt hat das Zukunftsinstitut Statistiken und demografische Erhebungen sowie vorangegangene Studien zu Megatrends, Wertewandel und soziokulturellen Entwicklungen ausgewertet. Im zweiten Schritt wurde eine repräsentative Umfrage mit dem Marktforschungsunternehmen YouGovPsychonomics durchgeführt, bei der 1.020 Personen im Alter von 16 bis 35 Jahren befragt wurden. Der „Heidelberger Leben Trendmonitor“ umfasst die Themen Lebensziele, Vorstellungen zum Zusammenleben, Einstellungen zu Familie, Kinder und Partnerschaft, Zukunftswünsche und -erwartungen, berufliche Vorstellungen sowie Vorsorgeverständnis.
 
Wie keine andere Generation vorher legen junge Männer und Frauen heute Wert auf Individualisierung. Vor allem aufgrund des allgemeinen Wohlstandzuwachses der vergangenen 50 Jahre sinkt die Abhängigkeit des Einzelnen von traditionellen Bindungen und Normen. Althergebrachte Familien- und Rollenbilder lösen sich auf. Entsprechend verfügen junge Menschen über vielfältige Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten.
 
Sinkende Haushaltsgrößen sind ein deutliches Zeichen für die Individualisierung. Bestanden 1950 noch fast 60 Prozent der Haushalte in Deutschland aus drei Personen oder mehr, sind es heute nur knapp über 20 Prozent (Quelle: Statistisches Bundesamt 2010, Prognose: Zukunftsinstitut).
 
In Folge der Individualisierung verändert sich auch das Bild von Partnerschaft und Familie. Statt einer frühen, festen Bindung präferieren Männer und Frauen heute in jungen Jahren eher das Erreichen persönlicher Ziele. Entsprechend verschiebt sich das durchschnittliche Heiratsalter (Männer: 1990 28, 2015 35; Frauen: 1990 26, 2015 32; Zahlen gerundet, Quelle: Statistisches Bundesamt 2010). Auch das Alter bei Geburt des ersten Kindes verlagert sich nach hinten, bei Frauen von rund 26 (1985) zu voraussichtlich fast 32 (2015).
 
Vom Lifestyle zum Healthstyle
 
Trotz der zunehmenden Selbstverwirklichungsansprüche zeigt sich, dass klassische Werte für junge Männer und Frauen eine hohe Bedeutung haben. Die höchste Priorität räumen junge Menschen der eigenen Gesundheit ein. 94 Prozent der weiblichen und 92 Prozent der männlichen Befragten gaben bei der Umfrage an, dass es für sie besonders wichtig sei, „gesund zu sein und sich körperlich wohl zu fühlen“. „Dass junge Menschen ein so stark ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein haben, überrascht nicht. Wir leben in einer Zeit des Healthstyle, in der körperliches Wohlbefinden eine Schlüsselrolle hat und als Statussymbol gilt“, erklärt Thomas Bahr, Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Lebensversicherung AG. Gesundheit sei eine unabdingbare Vorraussetzung, um die vielen Möglichkeiten, die sich heute bieten, nutzen zu können.
 
Soft-Individualismus: Zwischen Selbstbestimmung und Gemeinschaftssinn
 
Des Weiteren zeigt sich in der knapp 90 Seiten starken Studie ein großer Wunsch nach Eigenständigkeit und Autonomie. 89 Prozent der 16- bis 35-Jährigen erachten „Unabhängigkeit, sein Leben selbst bestimmen zu können“, als besonders wichtig. „Spaß zu haben“ gaben 88 Prozent an. Der Wunsch nach Selbstbestimmung ist allerdings nur ein Soft-Individualismus, keine Ellbogenkultur. Im Gegenteil: Werte, die auf Gemeinschaft und Gesellschaft ausgerichtet sind, haben nach wie vor Bestand. So sagten 89 Prozent, dass es wichtig sei, „gute Freunde zu haben“, 84 Prozent „für die Familie da zu sein“ und 82 Prozent, „einen festen Partner zu haben“.
 
„Der Wunsch nach Freiheit, Freude am Leben und Persönlichkeitsentfaltung ist Ausdruck neuer Wertepräferenzen und Selbstverwirklichungsansprüchen. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass klassische Lebensziele wie Familie und Freunde nichts von ihrer Bedeutung verloren haben“, so Andreas Steinle, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts.
 
Neben diesen klassischen Werten spielen auch postmaterielle Werte wie gute vielseitige Bildung (85 %) und die Verwirklichung eigener Ideen und Kreativität (71 %) eine große Rolle. Materieller Wohlstand, „sich viel leisten zu können“ (59 %) ist dagegen nicht so entscheidend. „Auch wenn der Verdienst weiterhin wichtig ist, legen junge Menschen bei der Arbeit heute auch viel Wert auf Wissenserwerb, persönliche Sinnstiftung und eine gute Arbeitsatmosphäre“, kommentiert Steinle die Ergebnisse.
 
Altersarmut als größte Sorge
 
Risiken sieht die Mehrheit der jungen Menschen nur eingeschränkt. Dass sie ihren Beruf aufgrund einer Krankheit nicht mehr ausüben können, denken lediglich 18 Prozent. 28 Prozent halten es für wahrscheinlich, einmal für längere Zeit arbeitslos zu sein. Die größte Sorge stellen monetäre Probleme dar. Fast die Hälfte aller Befragten (43 %) denkt, dass sie irgendwann, zum Beispiel im Alter, finanzielle Probleme haben könnte.
 
„Das ist eine erschreckend hohe Zahl. Sie unterstreicht aber unsere Motivation des Trendmonitors. Als Versicherungsunternehmen leben wir ständig mit den geänderten Ansprüchen unserer vornehmlich jungen Kunden“, erklärt Bahr. „Diese Trendanalyse soll uns und unseren Vertriebspartnern helfen, unsere Zielgruppe zu verstehen und sie bei ihrer Zukunftsplanung optimal zu beraten.“

Quelle: fonds professionell, 24.3.2011

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