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Alle werden in Versicherungen flüchten

Die Versicherungen sind die Profiteure der Kursgewinnsteuer. Anders als die Fonds bleiben die Versicherungsprodukte weitgehend von den neuen Belastungen verschont, sagt Experte Oliver Prock.

[Wien]Die Versicherungslobby scheint sich hierzulande wieder durchgesetzt zu haben und wird von der Kursgewinnsteuer verschont bleiben. Die 25-prozentige Steuer fällt ab 1. Jänner für Wertpapiere (etwa Aktien, Anleihen) und Investmentfonds) an.

Die Fonds werden dabei gleich doppelt besteuert. Einerseits innerhalb des Fonds, wenn etwa der Fondsmanager durch einzelne Aktiendeals Gewinne macht. Andererseits werden die Anleger mit 25 Prozent belastet, wenn sie ihre Fondsanteile mit Gewinn verkaufen. „Es wird keiner mehr Fonds kaufen. Es werden alle in Versicherungsprodukte flüchten“, glaubt Oliver Prock vom Investmenthaus Salus Alpha.

Prock: „Die Versicherungen haben kein Problem, weil sie von der Doppelbesteuerung ausgenommen werden. Versicherungen zahlen keine Kapitalertragsteuer (es fällt eine deutlich geringere Versicherungssteuer an, Anm.). Alles wird künftig in Lebensversicherungen verpackt werden.“ „Das wäre eine bedenkliche Entwicklung, denn vom Ertrag her sind Lebensversicherungen alles andere als berauschend, da die Versicherungen von den Kunden sehr hohe Kosten verlangen“, wettert Martin Greil, Generalsekretär vom Verband für alternative Investments.

Die doppelte Besteuerung „macht die Fondsbranche in Österreich kaputt Es wäre genug gewesen, nur die Anteilscheine der Anleger mit 25 Prozent zu besteuern – und nicht auch die Anlageerfolge der Fondsmanager innerhalb der Fonds“, sagt Prock. Laut Finanzministerium soll die doppelte Besteuerung für die Anleger abgefedert werden, indem diese die vorherigen Belastungen innerhalb des Fonds mit ihren Anteilsgewinnen gegenverrechnen können.

Dennoch: Die Rendite im Fonds sei da bereits dahin. Prock: „Die Steuer im Fonds greift den inneren Wert der Fonds direkt an. Das wird dazu führen, dass Fondsmanager steuergetrieben werden.“ Das heißt, sie werden in erster Linie nicht versuchen, Rendite zu generieren, sondern die Steuer zu vermeiden.

„Buy and Hold“ ist nicht tot

Mit alternativen Strategien wie etwa Long/Short-Aktien (diese Fonds kaufen nicht nur Aktien, sondern bauen gleichzeitig Short-Positionen auf, um auf fallende Kurse zu wetten, Anm.) konnte man die Verluste aus der Finanzkrise deutlich abfedern. Aber: „Diese Strategie kann man nun vergessen, weil man dabei viele Transaktionen macht, die ab 1. Jänner jeweils mit 25 Prozent besteuert werden“, so Prock. Stattdessen wird die bereits tot geglaubte Anlagestrategie „Aktie kaufen und schlafen gehen“ (im Fachjargon „Buy and Hold“ genannt) dadurch wieder zum Leben erweckt. „Das ist idiotisch. Der Markt verträgt diese Strategie zwar nicht, durch die neue Steuer wird man aber dazu getrieben.“

Wenn man vor dem 1. Jänner 2011 Aktien erwirbt, fällt bei späteren Kursgewinnen noch keine Kursgewinnsteuer an. Das könnte viele Anleger dazu motivieren, Aktien möglichst lange im Depot zu halten. Das wäre im vergangenen Jahrzehnt, in dem es gleich zwei große Börsenkrisen gab, eine denkbar schlechte Strategie gewesen.

Auf einen Blick:

Die Versicherungsprodukte werden im Gegensatz zu den Fonds von der neuen Kursgewinnsteuer verschont bleiben, sagt Oliver Prock, Geschäftsführer der Salus Alpha Capital GmbH und Spezialist für alternative Investments. Die Fonds werden dagegen auf zwei Ebenen besteuert: Einzelne gewinnbringende Transaktionen innerhalb des Fonds sowie spätere Fondsgewinne der Anleger werden mit 25 Prozent belastet. Prock: „Das wird dazu führen, dass alle in Versicherungsprodukte flüchten. Keiner wird mehr Fonds kaufen.“

(Quelle: diepresse.com, Print-Ausgabe 13.11.2010)

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