News

Ärztekammer warnt: Armut macht krank

Arme Menschen ernähren sich ungesünder, werden häufiger krank und leiden öfter an Depressionen, sagt die Ärztekammer und fordert Initiativen.

Die Zahl der Menschen in Österreich, die an oder unter der Armutsschwelle leben, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Das besagt der Armutsbericht. Die Ärztekammer warnt nun, dass sich diese Lebenssituation auf die Gesundheit der Betroffenen auswirkt: Sie ernähren sich ungesünder, werden häufiger krank und leiden öfter an Depressionen, warnt Kammer-Präsident Walter Dorner. Daher gehörten Initiativen gesetzt, dass Menschen erst gar nicht in der Armutsfalle landen: "Der Schlüssel dazu liegt in einer durchlässigeren Bildungs- und Sozialpolitik."

Vor allem ältere Generationen seien armutsgefährdet, sagte Dorner - paradoxerweise auch wegen der gestiegenen Lebenserwartung.

Dass arme Menschen signifikant häufiger mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hätten als bessergestellte, beruhe auf mehreren Faktoren, sagt Martin Schenk von der Armutskonferenz. So leben diese häufiger an dicht befahrenen Straßen, weil dort die Wohnungen billiger sind, wodurch sie Lärm und Schadstoffen ausgesetzt sind. Oft übten sie körperlich sehr anstrengende Jobs aus. Die Betroffenen stünden außerdem meist unter Stress, etwa aus finanziellen Sorgen.

"Managerkrankheit" bei Armen viel häufiger

"Die sogenannte Managerkrankheit mit Bluthochdruck und Infarktrisiko tritt bei Armutsbetroffenen dreimal so häufig auf wie bei den Managern selbst - aber nicht, weil Manager weniger gestresst sind, sondern weil sie die Freiheit haben, den Stress mit Erholung in Form von schönen Abendessen oder Reisen zu unterbrechen", erklärte Schenk.

Diese Freiheit fehle vielen Armutsbetroffenen. Manche haben außerdem schwierigeren Zugang zu gesundheitlicher Versorgung, etwa weil sie nicht krankenversichert sind. All das würde sich auf die Lebensstile der Betroffenen auswirken, die oft weniger Sport betreiben, sich ungesünder ernähren, rauchen und Alkohol konsumieren, so Schenk. Daraus resultiere der schlechtere Gesundheitszustand.

"Wer Armut bekämpft, bekämpft Krankheiten"

Laut Ärztekammer sind Arme doppelt so oft krank wie Nicht-Arme. Überdies ist auch die Lebenserwartung von Armen niedriger als von Reichen.

"Wer Armut sinnhaft bekämpft, bekämpft auch Krankheiten", betonte Dorner. "Was wir in konsequente Vorsorge und Aufklärung investieren, ersparen wir uns in 20 oder 30 Jahren an akuten Behandlungskosten oder Kosten für chronische Erkrankungen und Arbeitsausfälle", fügte er hinzu. Deswegen sollte man mit der Vorsorge bereits im Kindesalter anfangen.

Quelle: diepresse.com, 10.03.2011

Zurück